Афиша - кино

11.09.2010 • 19:00

Die Rückseite der Sonne
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Die Rückseite der Sonne
Die Filme des Fred Kelemen - eine Werkschau der besonderen Art

Gut möglich, dass Fred Kelemen der genialste bundesdeutsche Filmemacher der letzten 15 - 20 Jahre ist... (Olaf Möller, Stadtrevue Köln, September 2008)

Der Regisseur, Autor und Kameramann Fred Kelemen hat mit seinen bisherigen vier Langspielfilmen ein filmisches Universum geschaffen, das eine ganz eigene Magie ausstrahlt. Er versteht Film im einfachen und umfassenden Sinn als Kunst, gleichberechtigt neben den anderen Künsten, die jenseits des Kommerziellen und des trivial Unterhaltenden ihr Existenzrecht hat, als eine menschliche Entäußerung, die auf ständiger Suche nach dem Verständnis des Menschen, nach der Entschlüsselung seines Wesens ist. Er denkt grundsätzlich filmisch. Seine Ideen entwickeln sich aus dem Bild und führen zum Bild. Das Bild als Abbild der Realität und zugleich als Verdichtung derselben ist die Basis seines Filmverständnisses. Zugleich interessiert er sich mit großer Ernsthaftigkeit und Nachdrücklichkeit für das Leben von Menschen, für ihre Existenzweisen und Bewegungsformen, für ihre Krisen, Aufbrüche und Sehnsüchte. Sinnlichkeit und Kraft der Bilder und Tiefe und Komplexität der beschriebenen menschlichen Schicksale prägen den Kelemenschen Film-Kosmos.
Die "Helden" seiner Filme sind nicht gerade vom Glück begünstigt: ein russisches Paar, das Anfang der 90er Jahre in Berlin eine schicksalhafte Nacht durchlebt ("Verhängnis", 1994), eine junge Frau, die am Weihnachtsabend mit ihrem siebenjährigen Sohn vor ihrem trunksüchtigen und gewalttätigen Mann aus Berlin in die Gegend ihrer Kindheit nahe der polnischen Grenze flieht ( "Frost",1997/98), der Arbeitslose Anton und seine Partnerin Leni, die als Büglerin arbeitet, deren Liebe zu zerbrechen droht und die sich getrennt in die Abenteuer einer Nacht aufmachen ("Abendland", 1999) und Egons, Archivar in Riga, der den Selbstmord einer ihm unbekannten Frau nicht aufhält und dadurch in furchtbare Gewissensqualen stürzt ("Glut", 2005). Ihren Schicksalen geht Fred Kelemen auf den Grund, aber so, wie nur Film das kann: durch Bilder, Licht und Schatten, Rhythmus, durch die Länge der Einstellungen, die Art des verwendeten Filmmaterials. Gesprochen wird wenig. Obwohl die Kamera die Menschen nur von außen zeigen, ihre Physis abbilden, ihre Bewegungen in Räumen, Straßen, auf Plätzen verfolgen kann, wird uns durch die Art des filmischen Erzählens - und das ist das Geheimnis - die Fähigkeit vermittelt, in ihre Seele zu blicken, ihre Leiden und Sehnsüchte mitzuempfinden, ihre Schwäche, ihr Versagen, ihre Kraft. Es gibt keinen einfachen Trost in diesen Filmen. Aber die Magie des filmischen Erzählens, die Schönheit des Lichts, die gänzlich unverbrauchte Kraft der Bilder gibt diesen "gewöhnlichen" Menschen und ihren Schicksalen eine außerordentliche Eindringlichkeit, verleiht ihnen in all ihrer Zerrissenheit Würde, Respekt und letztlich Schönheit. Die Schmerzlichkeit unserer Erfahrungen mit ihnen verbindet sich mit einem außerordentlichen Genuss. Die auf einfachste Vorgänge reduzierten Geschichten haben die Kraft, uns mit archaischer Wucht zu treffen.
Peter W. Jansen schrieb: "Denn dieser Filmemacher meint es verdammt ernst mit seinen Filmen. Deshalb ist er ein Purist, deshalb sind seine Filme von einer Reinheit, wie es sie nicht mehr gibt im Alltag unseres Kinos." (Die Nacht, die Sterne, der Mensch. Die Filme des Fred Kelemen, Filmbulletin, Nr. 3/2004) Fred Kelemen genießt in der Welt des internationalen künstlerischen Films hohes Ansehen. Seine Filme liefen auf unzähligen Festivals, erhielten zahlreiche Preise, wurden alle gleichermaßen mit dem Preis der internationalen Filmkritik (FIPRESCI) ausgezeichnet. Jahr für Jahr finden in den verschiedensten Weltgegenden Retrospektiven seiner Arbeiten statt. In Deutschland hingegen ist er wenig bekannt. Dem wollen wir mit einer Werkschau der besonderen Art entgegenwirken und seine Filme über den Zeitraum eines ganzen Jahres im öffentlichen Bewusstsein halten.
Ab September 2010 bis August 2011 läuft jeden zweiten Sonnabend im Monat um 19.00 Uhr ein Film von Fred Kelemen. Jeder Film wird folglich zweimal wiederholt. Begonnen wird am 11. September mit "Verhängnis". (Erika Richter)
Kino Krokodil
Greifenhagener Str. 32
10437 Berlin-Prenzlauer Berg
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