Афиша - кино

14.05.2011 • 20:00

Verhängnis
кино
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http://www.kino-krokodil.de/
Verhängnis
D 1994, 80 min, OmdU
Regie, Kamera: Fred Kelemen



"...Im Verlauf einer Nacht kreuzen sich
die Wege der Menschen verschiedener Länder. Sie sprechen
unterschiedliche Sprachen, doch sie sind verhängnisvoll verbunden durch
die einsame Suche nach Glück. In einer Zeit der verlorenen Perspektiven,
Zufluchten und Heimatländer stehen ihnen nur noch abschüssige Wege
offen. Mit jeder Bewegung, die sie befreien soll, sinken sie tiefer hinab. Jede
Geste der Liebe wird zu einer Geste der Erniedrigung. Der verzweifelte Tanz
ihres Lebens ist zum leidenschaftlichen Tanz des Todes geworden.
„Die Rede ist von Fred Kelemens »Verhängnis« (er lief in Kanada unter dem
Titel »Fate«), der auf dem Festival zwar nicht mit dem Hauptpreis, aber
immerhin mit einer "besonderen Auszeichnung" der Fipresci-Jury bedacht
wurde. Der leichte Anfang zeigt Gesichter aus der Menge, doch bald bleibt
die Handkamera länger auf einem einzigen stehen. Der Film beginnt nun in
körnigen, dunkel gehaltenen Farbbildern die Geschichte zu erzählen, die
hinter diesem Gesicht steckt, und das Publikum begreift, dass die Auswahl
letztlich beliebig ist: Jedes Gesicht ist die Fassade einer Geschichte, einer
ganz individuellen, gleichzeitig jedoch allgemeinen Tragödie. In allein zwölf
Einstellungen, die den zwölf Gesichtern des Prologs entsprechen, entwickelt
Kelemen diese Geschichte mit einer brutalen Direktheit, wie wir sie nur von
Bresson kennen, und einer visionären, spektakulären Kraft, wie sie im
deutschen Film zuletzt bei Fassbinder zu sehen war.
Die Handlung des Films ist knapp und so alt wie die Menschheit - oder soll
man sagen wie das Kino? Sie dreht sich um die Beziehung zwischen einem
Mann und einer Frau, um die Gewalt der Liebe. Doch hat ihr Kelemen
insbesondere über die hemmungslose Kameraarbeit eine Form gegeben,
die die ganze Verzweiflung und das gesamte Inferno ausmisst. Ein Beispiel:
Der Mann dringt in die Wohnung der Frau ein, er findet sie mit einem
Liebhaber, er erschießt ihn. Wo nun jeder Film auf das entsetzte Gesicht der
Frau schneiden würde, behält »Verhängnis« mit der Handkamera die
Einstellung bei: Der Mann steht rechts, die Frau links im Bild, zwischen
ihnen liegt die Leiche. Der Mann flieht aus dem Raum und aus dem Bild, die
Frau jedoch bewegt sich langsam, ganz langsam in die Mitte des Rahmens
und verstellt zunächst die Perspektive auf den toten Körper. Doch als wollte
sie sich den Blick nicht nehmen lassen, gleitet die Kamera zwischen ihre
geöffneten Beine. Mit diesem brutalen Akt, der einer Vergewaltigung der
Frau durch die technische Apparatur entspricht, eröffnet sich uns der ganze
psychische Raum der Katastrophe. Das Publikum ist vom bloßen Mitleid
weit entfernt, weil wir tatsächlich physisch mitleiden, weil wir die
gnadenlosen Bilder schmerzlich am eigenen Leib erfahren.
Kelemen hat seinem Film einen Satz des Dalai Lama vorausgestellt. „Die
Entfernung zwischen unserem gegenwärtigen Leben und einer
Höllenexistenz kann natürlich so gering sein wie ein einziger Atemzug.“ In
»Verhängnis« bemisst sich diese Distanz nicht nur nach Atemzügen, die die
minutenlangen Einstellungen zählen, sondern ebenfalls in den Winkeln des
filmischen Raums, den die bewegte und bewegende Kamera in dieser Zeit
durchschreitet. (...) (Veronika Rall, Gesichter in der Menge, Das neunzehnte
internationale „Festival of Festivals“ in Kanada, in: FAZ, 29.09. 1994, Nr. 226)…."

Wir zeigen Ihnen diesen Film auch am:
14. Mai um 20.00
Kino Krokodil

Greifenhagener Str. 32
10437 Berlin
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